Dem Leben einen wahren Sinn gegeben
Ein Blick aus dem Weltraum auf ihre Heimatstadt war den Neumarktern, die zum Neujahrsempfang in den Reitstadel geladen waren, nicht vergönnt. Zu bewölkt sei es meist in diesem Land, sagte der ehemalige Astronaut Professor Ulrich Walter in seinem Festvortrag.
NEUMARKT — Aber unter den Wolken, speziell in Neumarkt, gebe es wenig Grund, sich in trister Stimmung zu ergehen, mahnte Oberbürgermeister Thomas Thumann. In der Stadt sei im letzten Jahr viel auf den Weg gebracht worden und auch heuer werde viel Geld in die Hand genommen, um Neumarkt noch lebenswerter zu machen. Doch das Stadtoberhaupt begann nachdenklich. Schließlich jährt sich heuer der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100., der des Zweiten zum 75. Mal. Vor 25 Jahren fiel die Berliner Mauer.
Thumann ist stolz darauf, dass sich seine Heimatstadt der Vergangenheit gestellt hat. Er dankte allen, die sich in Büchern, Ausstellungen und Musicals gerade im letzten Jahr auch mit der finsteren Geschichte Neumarkts zwischen 1933 und 1945 auseinandersetzten.
Die Erinnerung an das Jahr 2013 würden die Menschen wohl an verschiedenen Ereignissen fest machen. Für die einen sei es Rücktritt und Neuwahl des Papstes, für die anderen die Flutkatastrophen in Deutschland und zuletzt auf den Philippinen.
Die modernen Kommunikationsund Informationsmittel sorgten dafür, dass die Ereignisse weltweit fast ohne Verzögerung im Wohnzimmer ankommen.
Gepaart mit immer größeren beruflichen Anforderungen setze das die Menschen einer wachsenden Hektik aus. Thumann riet dazu, sich auf den Augenblick der Gegenwart zu besinnen, die Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft zu nutzen. Wer das bewusst tue, was er gerade tue, interpretierte er einen Zen-Meister, könne den erstrebenswerten Zustand der Zufriedenheit erreichen.
Innere Zufriedenheit sei auch dem gegeben, der seinem Leben einen Sinn gibt. Menschen, die ein Ehrenamt ausüben, tun das. Viele von ihnen wirken im Hintergrund, die Öffentlichkeit, bekommt es kaum mit. Um sie zu würdigen, hatte Vera Finn vor Jahren die Idee, die Auszeichnung „Stille Helden“ zu schaffen. Beim Neujahrsempfang im Reitstadel wurde sie zum siebten Mal verliehen Wie berichtet, durfte sich unter anderem Uta Neumüller über diese Anerkennung freuen. Sie hat es sich seit drei Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, Männern und Frauen, die einen Herzinfarkt erlitten haben oder an Herzproblemen leiden, wieder an körperliche Bewegung heran zu führen. Sie nimmt ihnen die Angst, sportliche Betätigung könne sie überlasten.
Oberbürgermeister Thomas Thumann hielt die Laudatio auf Birgit Ehrnsperger, die zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Schutzengel gesucht gehört. Mit Kreativität und Organisationstalent öffne sie das Herz und die Geldbeutel ihrer Mitbürger für das Leid in Bosnien-Herzegowina, wo die Wunden des Bürgerkriegs immer noch nicht verheilt sind.
Die Auszeichnung „Stille Helden“ in der Kategorie Organisationen bekam heuer die Selbsthilfegruppe „Verwaiste Eltern“. Stellvertretend für die Mitglieder wurden Brigitte Felser, Martha Fuchs und Christa Klose auf die Bühne gebeten, um den Preis und einen Strauß Blumen entgegenzunehmen. „Verwaiste Eltern“ ermuntert Väter und Mütter, die ein Kind verloren haben, das Leben wieder anzunehmen, den Alltag aufzubauen und vielleicht trotz der Trauer wieder das Gefühl zuzulassen, lachen zu können und zu dürfen.
Quelle: Neumarkter Nachrichten, 18.1.2014 (hcb)